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Wann hast Du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wenn sich etwas gut anfühlt, dann behalten wir das auch so bei.

Wir lieben es immer denselben Weg zu nehmen, dasselbe Eis zu essen und dieselben Dinge anzuziehen. Es gibt uns Sicherheit und wir müssen weniger nachdenken. Etwas, dass sich einmal etabliert hat, muss nicht geändert werden. Wozu auch?

 

Als ich neulich bei Instagram rumhing, fiel mir ein Satz auf: „When was the last time you did something for the first time?“

Ich überlegte. Gute Frage. Eine andere Sorte Müsli kaufen war damit wahrscheinlich nicht gemeint. Wann tat ich in meinem Alltag bewusst Dinge zum ersten Mal?

 

Ich liebe es, mir jeden Morgen das gleiche Frühstück zu machen, meine Klamotten immer in demselben Laden zu kaufen, immer wieder in dasselbe Café zu gehen. Warum? Ich liebe dieses Heimatgefühl. Das Gefühl, dass mich jemand kennt, wenn ich irgendwohin komme. Ich liebe die Vorfreude auf etwas, von dem ich genau weiß, wie es ist. Keine bösen Überraschungen. Keine Enttäuschungen.

 

Der Alltag ist schnell. Wir sind viel in Eile. Sind häufig gestresst. Wir haben oft zu wenig Zeit, um uns wirklich auf etwas einzulassen. Wir eilen von einem Ort an den nächsten, lassen automatisierte Prozesse ablaufen und schalten einen Autopiloten ein. Das ist praktisch, da wir viel weniger Gehirnleistung dafür in Anspruch nehmen müssen. Ähnlich wie bei einem Arbeitsspeicher auf dem Computer. Je mehr Programme geöffnet sind, desto mehr Arbeitsspeicher wird in Anspruch genommen und die einzelnen Vorgänge verlangsamen sich. Wir glauben, je mehr routinierte und automatisierte Tätigkeiten wir machen, desto mehr können wir gleichzeitig erledigen.

 

Ich merke aber auch, je stressiger mein Alltag ist, desto mehr geht meine Neugierde, neue Dinge auszuprobieren, flöten. Ich habe einfach keine Zeit dafür, jeden Tag irgendetwas Neues auszuprobieren, mit der Gefahr, dass es schief geht und ich kostbare Zeit verloren habe.

Früher, als ich gerade mit meinem Studium anfing, hatte ich oft die Einstellung: Ja, wann wenn nicht jetzt? Ich ging trotzdem feiern, oder unternahm etwas mit meinen Freunden, obwohl ich wusste, dass ich ganz dringend für eine Klausur lernen musste. Ich probierte Dinge aus und schaute was passiert.

Irgendwann kam die Vernunft. Und sie siegte.

Plötzlich war es mir häufig nicht mehr wert, meine Grenzen so auszutesten, weil ich wusste, wie sich die Konsequenz anfühlt. Ich ging immer häufiger den sicheren Weg und machte weniger Kamikazeaktionen. 

 

„Auf dem Sterbebett zählt nicht die Anzahl deiner Trophäen oder Abschlüsse, die Du gemacht hast, sondern das, was Du mit Deinen Freunden und Deiner Familie unternommen hast. Das, was Du erlebt hast und das, worauf Du stolz bist“. Diese Worte hat neulich der Doktorvater einer Freundin zu ihr gesagt. Es stimmt. Wenn ich im Krankenhaus liege, denke ich nicht an meine Noten, den wunderbar stressigen Alltag, oder meine bestandenen Klausuren. Sondern an meine Erlebnisse. An schöne Gespräche und an Menschen, die mir wichtig sind.

 

Lohnt es sich also hier und da mal innezuhalten und etwas Neues auszuprobieren? Irgendwie schon. Wer von uns weiß schon, wie viele Chancen er noch hat, Dinge auszuprobieren?

Vielleicht sollten wir jeden Tag eine Kleinigkeit zum ersten Mal machen – ganz bewusst und voller Neugierde. Ich versuche genau so zu handeln. Am schönsten ist es, zu erleben, wie dadurch klitzekleine Banalitäten zu einem besonderen und einzigartigen Moment werden können – probiert es mal aus!

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Kommentare: 5
  • #1

    Maike (Sonntag, 14 Oktober 2018 17:06)

    ❤️❤️

  • #2

    Franzi (Sonntag, 14 Oktober 2018 19:15)

    Sehr klug und wahr �❤️�

  • #3

    Lore (Sonntag, 14 Oktober 2018 21:10)

    ❤️

  • #4

    Maike (Mittwoch, 17 Oktober 2018 00:03)

    „Instead of wondering when your next vacation is, maybe you should set up a life you don't need to escape from.“
    Seth Godin

  • #5

    Beate (Sonntag, 21 Oktober 2018 21:55)

    Liebe Carina,
    Deine Worte stimmen mich nachdenklich und inspirieren mich. Danke dafür.