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Die Entdeckung Deiner Langsamkeit - Mein Tempo ist nicht Dein Tempo

Mein Tempo ist nicht Dein Tempo. Wie findet man als chronisch Kranker das eigene Tempo?

 

Schneller, höher, weiter ist das Tempo, das einem in unserer Welt oft als das Richtige verkauft wird. Manchmal fühlt sich schneller und weiter toll an, ein anderes Mal setzt es einen unter Druck. Nicht für jeden ist das das richtige Tempo und nicht jeder kann und will dieses Tempo halten - ob chronisch Kranker oder Kerngesunder. 

 

Ja in einen Tag passt unheimlich viel rein, in eine Woche erst recht und in ein Jahr - hui gar nicht auszumalen, was da alles geht. Der kleine Haken dabei - in einen Tag oder eine Woche, oder sogar ein Jahr passt nur so viel rein, wie man persönlich etwas leisten kann. Bei fast allem geht es nämlich um die lange Distanz und ums durchhalten. Was nützt es wenn man morgens lospowert und ab mittags keine Energie mehr da ist? Dann passt nämlich plötzlich nicht mehr so viel in den Tag hinein. Eine chronische Erkrankung bringt an sich schon etwas mit: viel Energie, die aufgewendet werden muss und allerlei Unvorhersehbarkeiten. Selbst wenn man will, bedeutet das, dass höher, weiter, schneller meistens unmöglich und nicht immer ratsam ist. Es ist schwer sich von dem Tempo der anderen um einen herum freizumachen, wenn die Entscheidung eigentlich keine freiwillige ist. Aber der Druck und die Anstrengung, die dadurch von einem abfällt, ist viel wert. Aussteigen und sein eigenes Tempo, mit seinen eigenen Prioritäten zu gehen, fühlt sich häufig auch viel beglückender an, als ewig nur versuchen, im Mittelfeld mit zu schwimmen und es doch nie zu schaffen, an die Spitze zu kommen.

 

Wie schaffe ich es mein eigenes Tempo zu finden?

 

1. bei sich selbst bleiben

 

Je mehr ich bei mir selber bin, desto einfacher ist es für mich, mein eigenes Tempo zu halten und damit zufrieden zu sein. Immer wenn ich merke, dass ich mich viel mit anderen vergleiche und viel im Außen bin, versuche ich mich ein wenig zu besinnen und manche Sachen "herunterzufahren". Ich nehme mir Zeit für mich und tue Dinge, die mir gut tun.

 

2. sein Warum kennen

 

Jeder hat einen anderen Grund und eine andere Absicht, warum er oder sie ein schnelles oder ein langsames Tempo geht. Mein Warum ist meine Gesundheit und dadurch meine Lebensqualität. Je weniger ich mich verausgabe und je weniger ich gestresst bin, desto besser geht es mir. Und die Rechnung ist meistens einfach - je besser es mir gesundheitlich geht und ich Zeit für meine Therapien habe, desto mehr Energie habe ich für die wichtigen und schönen Dinge. Meine Lebensqualität steigt also.

 

3. Gleichgesinnte suchen

 

Wenn das ganze Umfeld eine 60-Stunden Woche hat und alle um einen herum sechsmal die Woche Sport machen, fällt es schwer mit dem eigenen (langsameren) Tempo zufrieden zu sein. Deshalb ist es wichtig, Menschen im Umfeld zu haben - und wenn es die nicht gibt, dann zum Beispiel auf Instagram oder Facebook - die ein ähnliches Tempo haben. Das verbindet und man fühlt sich weniger einsam!

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Kommentare: 1
  • #1

    Ela (Donnerstag, 30 Juli 2020 16:17)

    ...zwar ist es bereits etwas länger her, dass du dies geschrieben hast, liebe Carina, jedoch möchte ich dir dennoch gern danken für diese Gedanken, und dies Gefühl mit dir teilen. sehr gut kann ich es nachvollziehen, wie verletzlich und unzureichend körperliche Schwäche und mindere Belastbarkeit sich anfühlen, und empfinde diesbezüglich oftmals Scham- und Traurigkeit. deine Ratschläge klingen sehr liebevoll und ermutigend; danke vielmals dafür, und dafür, dass du deine eigene Verletzlichkeit hier teilst.